Jamie ist absolut Großstadt-tauglich.
Heute sind wir um 7.45 Uhr runter und ich wohne direkt gegenüber einer Grundschule. D.h. wir begegneten bei unserer Morgenrunde reichlich Kindern, mit oder ohne Eltern, Freunden, Fahrrädern, Rollern, dazwischen andere Gassigeher, dann gings zum Bäcker und Zeitungsladen. Geschäftige Menschen kamen vorbei, aus dem U-Bahnschacht hörte man die Bahn fahren (verbunden mit dem berühmten Luftaustritt) .... Jamie guckte zwar neugierig und war etwas aufgeregt (halt wie ein Kind

) aber es gab keinerlei Stress! Kein Bellen, keine Angst ... nur Neugier und Staunen.
Beim Bäcker kann ich ihn inzwischen draußen anbinden, er wartet vorbildlich ohne Jaulen oder Panik .
"Warten" mit anschließendem " hoppi schnell" üben wir an jedem Straßenübergang (auch völlig egal, ob es an einer Ampelüberquerung grün ist oder nicht) und er macht das wirklich schon sehr gut. Natürlich am besten, wenn die Situation ruhig ist.
In den Zeitungsladen darf er mit rein und ... bekam dort ein Leckerli! Da war er natürlich total

... und als Danke wurde die Zeitungsfrau erst mal freudig wedelnd angehopst und, da sie es auch noch lustig fand

... erschwert das mit natürlich die Arbeit, ihm das abzugewöhnen.
Wenn Jamie außer Rand und Band ist, weiß er manchmal nicht wohin mit seiner Energie und dann hilft einfach nur wegdrehen, Spiel abbrechen und ihn ignorieren und/oder ein kräftes "Na!" "Nein" oder "Aua" .
Männern gegenüber ist er eher verhalten. Er muss mit ihnen schlechte Erfahrungen gemacht haben. Darum ist es besonders gut, dass mein 20jähriger Sohn noch bei mir wohnt und er so kennen lernen kann, dass auch Männer total lieb und vertrauenswürdig sein können.
Ach, dazu fällt mir noch eine Geschichte von Sonntag ein:
Ich war mit Jamie unterwegs, ruft jemand hinter uns "darf ich Sie mal was fragen"?
Ich drehe mich um .... ein älterer Mann auf einem orangefarbenen Klapprad (ca. 70er Jahre) in abgeschabten Klamotten, mit gelben Plastik-Ohrschützern an denen rechts und links schwarze spiralenförmige "Antennen" abgingen.

....
Er steigt vom Rad "ist der echt?"
Ich:
Wie echt? (und dachte "im Gegensatz zu dir auf jeden Fall")
Er: Na echt lustig?
Ich: *schiefgrins* ... ja, total lustig
Er beugt sich runter und streichelt Jamie (Hallo???? Ich fasse ihn doch auch nicht einfach an).
Jamie bellt ... ich gehe mit ihm sicherheitshalber einen Schritt zurück "fassen Sie den Hund bitte besser nicht an" und will weiter gehen.
Der Typ fängt aber an zu erzählen (Jamie knurrt) : Ooooch ich hatte auch einen Hund, der starb vor 3 Jahren und ich sage Ihnen, ihr Hund knurrt nur aus reiner Lebensfreude (ja klar!)

, denn er spürt, dass ich es gut mit ihm meine. Die Menschen interpretieren das immer falsch, aber ich gehe auf alle Tiere positiv zu und dann sind auch alle positiv zu mir und freuen sich über mich *tocktock* (Jamie knurrt immer noch...)
Ich gehe wieder weiter und sage ihm, es wäre wohl besser jetzt den Hund in Ruhe zu lassen. Was macht der Mann? Beugt sich runter und will ihn wieder streicheln ... Jamie schnappt (ja logisch, was soll er sonst machen? Alle anderen Warungen wurden mißachtet, er ist angeleint und kann nicht ausweichen). Was käme also als nächstes?

... Richtig!
Ich bleibe zwar freundlich und gehe jetzt aber los und sage energisch, dass sich jetzt bitte unsere Wege trennen sollten, er sähe doch, dass der Hund das nicht möchte und ich die Situation nicht eskalieren lassen möchte. Da sagt der Typ doch glatt milde lächelnd zu mir "Dass sind ihre negativen Energien, die haben sie auf den Hund übertragen und daher reagiert er so".
Ich: Ja klar aber glauben Sie mir, er hat auch eigene Energien, besonders in der Schnauze.
Oh man ... die Welt ist voller Irrer
